Tradition mit Überraschungen
Die Heimkinderausfahrt sollte in ihrem 14. Jahr eigentlich wie von alleine laufen. Diesmal hielt sie für die erfahrenen Organisatoren und die Motorradfahrer trotzdem einige Überraschungen bereit. Die erste war keine gute und hat mit dem Wetter zu tun: Noch nie mussten wir zum morgendlichen Start so viel Wasser von oben verkraften.
Die zweite Überraschung hat ebenfalls mit dem Regen zu tun, ist aber eine positive: Es nieselt und schüttet abwechselnd und trotzdem reißt die Schlange der Motorradfahrer und -fahrerinnen nicht ab, die am Morgen des 30. Mai auf den Parkplatz der Feldschlößchenbrauerei rollen. Ganze 121 sind es am Ende, nahezu so viele wie sich angemeldet hatten. Bisher sind Anmeldezahlen und real erschienenen Biker teils weit auseinander gedriftet. Unsere Freude war groß, dass alle der gut 70 Kinder einen Platz als Sozius sicher hatten.
Alles gut auch ohne Polizeibegleitung
Und die dritte Überraschung ist vielleicht die größte: Erstmals sind wir in solch großem Tross ohne Polizei unterwegs gewesen. Da deren Absage wegen G7 und anderer Großeinsätze kurzfristig kam, hatten wir nur wenige Tage, uns darauf einzustellen. Die Strecke musste um größere Orte und viele Ampeln herum neu geplant werden. Zudem mussten wir uns ein System überlegen, um so eine große Ausfahrt zu bewältigen. Am Ende war die Aufteilung in drei, mit ein paar Minuten Abstand fahrenden Gruppen eine richtig gute Entscheidung. So fuhren jeweils ca. 40 Motorräder, ein Sani vom DRK und fünf bis sechs Ordner von Sachsenbike los. Die – ohne Polizei eigentlich untersagten – Absperrungen von Kreuzungen waren dadurch viel kürzer, was weniger Zoff mit genervten Autofahrern bedeutet. Durch die selbst geführten Gruppen waren wir ein gutes Stück schneller unterwegs als mit Polizeieskorte – mehr Zeit für die Pausen.
Weil auf der gut 130 Kilometer langen Strecke nichts passiert ist, waren wir am Schlusspunkt in Radeberg sehr, sehr erleichtert. Einen ganz großen Anteil daran hatten natürlich die Motorradfahrer, die extrem diszipliniert gefahren sind.
Auf die Ausfahrt hatten wir offiziell angemeldet 67 Kinder aus drei sächsischen Heimen und von einem Verein mitgenommen, zwei Kids kamen zusätzlich mit. Erstmals seit der Schließung des Kinderkurheims Volkerdorf waren auch wieder Tschernobylkinder mit auf Tour. Die Jungen und Mädchen aus der noch immer nuklear verseuchten Region sind zur Erholung in Hartenstein im Erzgebirge. Die andern Kinder kamen aus einem Heim in Frankenberg/Erzgebirge, vom Dresdner Dinterhaus und dem Sonnenstrahl e.V.
Herzlich willkommen im Freizeitland
Von Dresden ging die Tour auf meist kleinen Straßen über Kreischa, Dohna und Pirna nach Königstein. Im Elbe-Freizeitland war schon alles vorbereitet. Das Maskottchen, ein Biber in Menschengröße, empfing uns freudig, das Mittagessen stand nebst Getränken bereit und die Mitarbeiter ließen sich auch vom Ansturm der insgesamt etwa 220 Leute nicht aus der Ruhe bringen. Gut zwei Stunden hatten Kinder und Biker Zeit, sich im Freizeitland auszutoben und kennenzulernen. Zum Abschied gab es noch ein Eis für jedes Kind gratis. Ein ganz, ganz großer Dank geht an alle Mitarbeiter in Königstein.
Über Sebnitz, Neustadt und Hohnstein ging die Tour in den drei Gruppen weiter zum Steinreich-Parkplatz kurz vor Lohmen. Dort standen Helferinnen vom DRK schon schwitzend hinter fünf doppelten Waffeleisen um die noch immer/schon wieder hungrigen Mäuler zu stopfen. Das letzte Stück Strecke über Lohmen und Stolpen bis Radeberg ging dann auch noch ohne Zwischenfälle über die Bühne. Die Stadt Radeberg hatte für unsere Motorräder den Marktplatz gesperrt, in kurzer Laufentfernung zum Schwimmbad. Neben dem Becken qualmte schon der Grill, an dem sich gleich eine lange Schlange gebildet hat – offenbar macht die Ausfahrt sehr hungrig. Auf der Wiese neben der Hüpfburg bildeten sich dann auch noch Trauben von Bikern und Kindern: Die bei der Abfahrt in Dresden geschossenen Bilder konnten abgeholt werden. Die haben uns gut 250 Euro Spenden für die nächste Heimkinderausfahrt eingebracht – vielen Dank an die spendablen Biker. Im Radeberger Bad war es für uns herrlich zu beobachten, wie Kinder und Motorradfahrer oft gemeinsam die tolle Tour haben ausklingen lassen.
Leider enttäuschte Solofahrer
Es gab aber auch einen Wermutstropfen: zu wenig Kinder für die vielen Maschinen. Die meisten Fahrer waren zwar voll des Lobes. Richtig begeistert waren aber nicht alle. Mehrere der Biker waren offenbar sauer, dass sie ohne Kinder fahren mussten. Dabei waren wir am Morgen noch hellauf begeistert, dass so viel Motorräder gekommen sind. Die Probleme der Ausfahrt 2014, als weniger Fahrer als Kinder da waren, sind noch sehr präsent. Vielleicht ist das ein Grund, warum ein weiterer eingeladener Verein in diesem Jahr dann doch keine Kinder mitgeschickt hat?
Ein bisschen können wir den Frust der Solofahrer zwar nachvollziehen. Allerdings war es am Morgen jedem freigestellt, statt ohne Kind mit uns lieber alleine auf Tour zu gehen. Trotz der Kritik warten wir noch auf konstruktive Vorschläge, wie wir das Dilemma von zu wenig Kindern oder zu wenig Fahrern lösen können. Eine Beschränkung der Fahrer-Anmeldungen auf die Zahl der Kinder macht wenig Sinn, da immer ein paar der Angemeldeten am Ende doch nicht zur HKA kommen können.
Da die Heimkinderausfahrt – wie der Name schon sagt – die Kinder im Fokus hat, hoffen wir auch für die 15. HKA, dass möglichst ein paar mehr Biker als Kinder kommen, Wir wollen auch 2016 erleben, dass alle Jungen und Mädchen als Sozius mitfahren können, um wieder einen ganz speziellen und wunderbaren Tag gemeinsam mit den Motorradfahrern zu erleben. Dafür werden wir von Sachsenbike wieder alles so gut wie möglich vorbereiten. Die Heime und Sonnenstrahl e.V. haben sich schon wieder für die nächste HKA angemeldet. Jetzt genießen wir und sicher viele der Fahrer aber erst einmal die Erinnerung an die wunderbare und gelungene Ausfahrt vom 30. Mai 2015.
Bilder zur Tour findet Ihr hier….